„Wie stehen Sie zu Neujahrsvorsätzen? Halten Sie sich an Verkehrsvorschriften und warum, beziehungsweise warum nicht? Würden Sie sich einfach zum Spaß zu einem Kurs anmelden?“ Das sind einige der Fragen, anhand derer Gretchen Rubin, US-amerikanische Bestsellerautorin, ihre Website-Besucher in Hinterfrager, Pflichterfüller, Teamplayer und Rebellen einteilt – und in ihrem Buch „The four tendencies“ (deutscher Titel: „Die 4 Happiness-Typen) vorstellt.
Diese vier Typen unterscheiden sich vor allem darin, warum sie etwas tun oder warum nicht. Hintergrund ist der unterschiedliche Umgang mit inneren und äußeren Erwartungen.
Typische innere Erwartungen sind die guten Vorsätze zum Neuen Jahr wie mehr Sport treiben, während äußere Erwartungen externe Abgabetermine sind, die eingehalten werden müssen. Mit diesen beiden Erwartungskategorien gehen die vier Gruppen unterschiedlich um – und dies führt zu verschiedenen Strategien, mit denen sie sich motivieren können.
Die vier Motivationstypen
Die Teamplayer stellen die mit 41 Prozent größte Gruppe dar. Ihnen geht es in erster Linie darum, die Wünsche der anderen zu erfüllen. Die eigenen, inneren Erwartungen kommen dabei oft zu kurz. Typische Aussage: “Ich tue, was ich tun muss. Ich werde die anderen nicht enttäuschen, aber mich vielleicht.”
Der Hinterfrager denkt immer erst darüber nach, ob eine Erwartung einen Sinn ergibt. Falls er einen guten Grund findet, wird die Erwartung erfüllt. Deshalb gibt es für diesen Typen eigentlich keine äußeren Erwartungen, weil die Erwartungen von anderen immer erst zu sinnvollen inneren Erwartungen umwandelt werden müssen, damit er ins Handeln kommen kann. Typische Aussage: „Ich tue, was meiner Meinung nach am besten ist. Wenn es keinen Sinn ergibt, werde ich es nicht tun.“ Die Gruppe der Hinterfrager ist mit 27 Prozent die zweitgrößte Gruppe.
Der Pflichterfüller erfüllt innere und äußere Erwartungen gleichermaßen und nimmt seine eigenen und die der anderen gleich ernst. Von allen vier Typen fällt es ihm am leichtesten, Entscheidungen zu treffen und diese dann umzusetzen. Typische Aussage: „Ich tue, was andere von mir erwarten – und was ich selbst von mir erwarte.“
Der Rebell verweigert sich allen Arten von Erwartungen, seinen eigenen und denen der anderen. Typische Aussage: „Ich tue alles auf meine Art. Wenn ich etwas tun soll, tue ich es wahrscheinlich eher nicht.“
19 Prozent der Befragten sind Pflichterfüller, und die restlichen 17 Prozent stellen die Rebellen.
Welcher Motivationstyp bist du?
Es ist sinnvoll, unseren Motivationstypen und auch den der anderen zu kennen. Denn nur, wenn wir wissen, wie wir ticken, können wir für uns passende Strategien entwickeln und unsere eigenen Ziele leichter erreichen. Und wir können andere und ihren Motivationshintergrund besser verstehen und so zu einem besseren Miteinander finden.
Den Persönlichkeitstest kann man im Buch oder (auf Englisch) auf Gretchen Rubin‘s Website durchführen. Ich mache ihn online – und fühlte mich schon beim Anklicken der Testfragen ertappt. „Womit fühlen sich Menschen in Ihrer Umgebung häufig überfordert?“ Zur Auswahl steht unter anderem „Du fragst immer so viel“. Klar, das habe ich schon oft gehört. Manchmal nervt es meine Umgebung, dass ich immer alles so genau wissen will. Auf der anderen Seite werde ich auch schon mal vorgeschickt, gerade um viele und vor allem relevante Fragen zu stellen. Ich kreuze also fleißig weiter an – und bin nicht wirklich überrascht über das Ergebnis, das als pdf-Dokument in meiner Mailbox landet.
Der Hinterfrager – „Moment mal! Wieso?“
Gretchen Rubin gibt den Hinterfragern im Ampelsystem die Farbe Gelb – erst mal auf Stopp gehen und fragen, ob das denn hier überhaupt sinnvoll ist.
Hinterfrager stellen grundsätzlich erst einmal alle Erwartungen infrage und handeln nur, wenn etwas für sie einen Sinn ergibt. Um diesen zu finden, recherchieren sie ihr Thema sehr umfassend, um genug Informationen zu bekommen und schaffen so eine Entscheidungsgrundlage, um für sich einen guten Grund zum Handeln zu erhalten.
Besonders passend finde ich folgende Passage in Gretchen Rubin’s Buch: „So wie Pflichterfüller in Karteikärtchen vernarrt sind, haben Hinterfrager ein ausgesprochenes Faible für Tabellen – und sie neigen dazu, ihren Mitmenschen Unmengen von Zeitungsausschnitten zu schicken.“ Ich frage mich, wieso diese Frau mich kennt.
Die dauernde Suche nach immer mehr und neuen Informationen kann auch überhand nehmen: Als Hinterfrager sieht man vor lauter Informationen oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, ist dann wie gelähmt und sieht sich außerstande, noch irgendeine Entscheidung zu treffen. Gretchen Rubin spricht dabei von „Analyse – Paralyse“.
Das Gute: Wenn Hinterfrager einmal eine für sich sinnvolle Entscheidung getroffen haben, dann setzen sie sie meist auch schnell um. Das kann der regelmäßige Gang ins Sportstudio sein oder auch die Entscheidung, auf Zucker zu verzichten.
Rebellen haben übrigens für Gretchen Rubin die Farbe Rot – Nein, mach ich nicht – Teamplayer die Farbe Grün – Klar, mach ich sofort – und die Pflichterfüller das entspannte Blau.
Tipps für Hinterfrager
- Finde deinen eigenen guten Grund: Hinterfrager müssen immer einen guten Grund haben, um etwas zu tun. Ohne Grund kein Handeln. Falls es keinen offensichtlichen guten Grund gibt, etwas zu tun, kannst du dich selbst austricksen: Erschaffe selbst einen Grund und mache damit die Sache zu deiner eigenen.
- Erschaffe dir eine Strategie, die genau dir und deinem Wesen entspricht: Es nützt nichts, Dinge so zu machen wie andere, auch wenn diese damit erfolgreich sind. Um Projekte durchzuhalten, brauchst du nicht nur deine eigenen guten Gründe, sondern auch deine ganz eigene Strategie, dein Wie.
- Setze dir Deadlines oder andere Begrenzungen für die Entscheidung: Setze fest, wann genug Informationen für eine Entscheidung da sind – zum Beispiel bis Ende der Woche, oder nach Recherche von drei und nicht mehr Websites. Dann ist es gut, und die Entscheidung muss getroffen werden, auch wenn es sich so anfühlt, als könntest du noch ewig weiter recherchieren.
- Bei „Analyse – Paralyse“ – ziehe einen Experten zu Rate: Ein Experte kann helfen, das Thema aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten oder die Informationen besser einzuordnen. Suche dir jemanden, den du als Autorität anerkennen kannst.
- Den Fortschritt überwachen: Überwache deinen Fortschritt nachvollziehbar. Zum Beispiel mit einer App fürs Schritte zählen, wenn du dich mehr bewegen willst. So kannst du für dich nachvollziehen, ob dein Vorgehen immer noch Sinn macht und bist motiviert, dranzubleiben.
Mein Fazit
Am besten klappt Zielerfüllung und Motivation für mich als Hinterfrager, wenn Aufgaben möglichst offen und groß formuliert gestellt werden. Das lässt mir genug Raum für Kreativität und meine eigene Definition von Sinnhaftigkeit.
Ich liebe Deadlines – denn sie geben von außen ein Ende vor, an dem ich mich orientieren kann. Die Arbeit an Projekten ganz ohne Deadlines finde ich schwierig, denn als typischer Hinterfrager finde ich in meiner Informationssuche häufig kein Ende. Die Kunst ist, eigene Deadlines zu setzen und sie dann auch einzuhalten. Manchmal klappt’s – und manchmal auch nicht. Dann versuche ich, einen guten Grund für die Einhaltung einer eigenen Deadline zu finden. Das kann so banal sein wie endlich ein Thema zu beenden, um mich mit vollem Elan einem neuen zu widmen.
Wenn ich Experten zu Rate ziehe, zum Beispiel durch den Besuch bei einem Seminar zum Thema, hilft mir das, klarer zu sehen und innerlichen Ballast an zu viel Informationen und Ideen abzuwerfen. Ich kann meine eigenen Informationen besser einordnen und so leichter an einem Projekt weiterarbeiten, oder auch eine Entscheidung mit einem besseren Gefühl treffen.
Für alle, die noch mehr über die vier Typen und hilfreiche Strategien erfahren wollen:
Von Gretchen Rubin:
- „The four tendencies“ – The indispensable Personality Profiles That Reveal How to Make Your Life Better (deutscher Titel: „Die 4 Happiness-Typen“ – Wie Erwartungen unsere Glücksfähigkeit prägen)
- „Better than before“ – Mastering the Habits of Our Everyday Lives (deutscher Titel: „Erfinde dich neu”)