„Mein letzter Tag in Köln, morgen geht der Flieger nach Lissabon. Mal wieder, aber diesmal bleibe ich länger – mindestens einen, wahrscheinlich aber drei Monate.“
Dachte ich.
Total enthusiastisch, voller Vorfreude, in Gedanken schon Wochen vorher in meiner Lieblingsstadt. Alles perfekt.
Dachte ich.
Live, dance, write. Das sollte das Motto sein. Oder soll es noch? momentan weiß ich das nicht. Aber erst mal zum Motto.
Live steht für: Einfach leben, Alltag, kleine Dinge, alles irgendwie ganz normal erleben, wie zu Hause und doch anders. Und auch für Lebendigkeit, andere, neue Dinge tun, nicht unbedingt Spektakuläres, sondern einfach mal aus dem Trott raus.
Live stand in meinem Kopf für genüsslich im Café chillen bei Sonnenschein, lecker essen gehen, in ausländischen Supermärkten einkaufen, in denen alles etwas anders und ein bisschen exotisch ist. Die Realität bestand bisher eher darin, mir Internet zu besorgen, um online arbeiten zu können. Im Kauf eines Wäscheständers und Wäscheklammern, von Putzzeug und dem Einkaufen bei Aldi um die Ecke. Abgesehen vom Dauerregen der letzten Tage.
„Nach der Erleuchtung kommt der Abwasch“, heißt es ja so schön. Genau so ist es. Alles also ganz profan hier, und doch irgendwie dem Motto treu. Wenn man es aus der Distanz betrachten kann, ist das eine interessante Erkenntnis.
Dance, Tanzen will ich, viel Musik hören, auf Konzerte gehen. Dance steht aber auch, genau wie MySoulSalsa, für meinen eigenen Rhythmus, mich durch das Leben zu bewegen. Dance steht auch für Lebendigkeit und Leichtigkeit. Da ist hier noch Luft nach oben, merke ich. Aber ich bleibe dran.
Write. Auch das Schreiben war in meinem Kopf mit sonnigen, entspannten Momenten im Café verbunden, im Park, am Flussufer oder sogar am Meer. Dachte ich.
Gerade sitze ich tatsächlich in einem sehr gechillten Café, drinnen statt im Sonnenschein. Und habe zum ersten Mal seit meiner Ankunft einen Moment der inneren Seelenruhe. So kommt dieser Artikel zustande. Schreibend ist alles nicht mehr ganz so schlimm, der Dauerregen, meine ungemütlich usselige Wohnung. Die täglichen Zweifel, ob ich bleiben oder abreisen soll. Schreibend gewinne ich Distanz.
Gerade bin ich nicht in Lissabon, um mehr zu schreiben. Sondern gerade schreibe ich, um noch ein bisschen in Lissabon bleiben zu können.